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OHB – Capital Market Day 2022 – Raumfahrt Made In Germany
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OHB – Capital Market Day 2022 – Raumfahrt Made In Germany 

Inhaltsverzeichnis

Kommt das Gespräch auf Raumfahrt und ihre Zukunft, fallen relativ schnell Namen wie SpaceX, Airbus und Boeing. Ein Name, der dabei selten bis nie fällt, ist OHB und das meinem Empfinden nach zu Unrecht. Egal ob als Auftragnehmer für die Galileo-Satelliten, Zulieferer für das Ariane-Programm oder dem eigenen Launch-Service, das deutsche Unternehmen aus Bremen ist auf vielfältige Weise in dem Segment Luft- und Raumfahrt aufgestellt. Spätestens seit dem diesjährigen Capital Market Day ist klar: OHB hat noch viel Potential.

Die Zeichen stehen wieder auf Wachstum

Geplantes Umsatzwachstum OHB
Quelle: OHB SE Capital Market Day 2022

OHB hatte bis zum Corona-Jahr 2020 ein erstaunlich kontinuierliches Wachstum hinlegen können. Während auf Konzernebene 2011 noch 556 Millionen Euro Umsatz erzielt wurden, so waren es 2019 bereits 1.030 Millionen. Folglich ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 8%. Damit beeindruckt man sicher keine Investierenden, die eher die Wachstumsraten von Snowflake oder Palantir gewohnt sind, doch gerade durch die dahingehende Verlässlichkeit konnte OHB bislang überzeugen. Zu eben dieser will man nun wieder zurückfinden und bis zum Jahr 2025 ein CAGR von 12% leisten, um somit zu einem Umsatzvolumen von 1,5 Milliarden Euro zu gelangen. Nicht schlecht für ein “Hab-ich-noch-nie-von-gehört”-Unternehmen. 

Gründe für diese nicht unambitionierte Prognose sieht der Vorstand in den weltweit wachsenden Budgets für die Raumfahrt, vor allem im kommerziellen Bereich, von dem OHB bislang eher Abstand genommen hat. Spätestens seit dem Auftrag von dem US-Unternehmen Space Link mit einem Volumen von über 300 Millionen Dollar, konnte bewiesen werden, dass OHB auch hier durchaus Potential hat.

Wachstum Space Bereich bis 2030
Euroconsult (2021): Space Economy Report 2021

Aus Sicht von Aktionärinnen und Aktionären sind Umsätze nicht völlig irrelevant, doch der erfahrenere Blick wandert tendenziell auf andere Kennzahlen. Mit einer operativen Marge von zuletzt 4,57% (ttm) löst das Unternehmen erst mal noch keine Glücksgefühle aus, doch schaut man auf die Bewertung, sieht das schon etwas anders aus. Zum Zeitpunkt dieses Artikels hat OHB eine Marktkapitalisierung von 616 Millionen Euro (EV: 572 Mio EUR) und möchte das EBIT bis 2025 massiv von 42 auf 124 Millionen steigern. Folglich eine 2025e EV/EBIT-Ratio von 4,6. 

Sollte das Unternehmen die Prognosen mindestens erfüllen, dann besteht hier aus meiner Sicht besteht einiges an Aufholpotential, was die Bewertung angeht.

Wachstum EBIT OHB bis 2025
Quelle: OHB SE Capital Market Day 2022

Was macht OHB so besonders?

Kritische Stimmen könnten nun fragen, wie ein so vergleichsweise kleines Unternehmen wie OHB in Zukunft neben Branchengrößen wie Airbus, der Thales Group oder auch SpaceX bestehen soll. Die Gründe dafür sind vielfältig. 

OHB ist im Vergleich zu vielen Mitbewerbern nahezu ein Pure Play, was das Segment Raumfahrt angeht und will dessen Wertschöpfungskette möglichst weit abdecken. Der knapp 3.000 Mitarbeiter starke Konzern agiert zu diesem Zwecke in den drei Bereichen Space Systems, Aerospace und Digital.

Der Bereich Space Systems beschäftigt sich dabei mit der Erdobservation sowohl für kommerzielle als auch staatliche Zwecke, beispielsweise CO2 und Methan-Tracking, aber auch Telekommunikation und Erkundungsmissionen wie ExoMars. 

Übersicht Businesssegmente OHB
Quelle: OHB SE Capital Market Day 2022

Dass OHB global zur Spitzenklasse im Satellitenbau gehört, steht für Branchenexperten außer Frage. Mit dem Segment Digital will der Konzern die Fähigkeiten dieser jedoch auch verstärkt serviceseitig nutzen. Sei es im Bereich IT-Sicherheit, IoT oder dem zur Verfügung stellen von Daten für Klima, Ökologie und Umwelt. OHB ist für kommende und bestehende Anwendungsbereiche bestens gerüstet und stellt in dieser Sparte zweistellige Margen in Aussicht. Mit dem Offerieren dieser Dienste kann man sich aus meiner Sicht bei Erfolg zunehmend von der Abhängigkeit von größeren Staatsaufträgen emanzipieren und wiederkehrende Erträge analog zu SaaS erzielen. Die Hardware-Kompetenz dafür hat OHB auf jeden Fall, auf der Software-Seite bin ich bei einem deutschen Konzern aus dem industriellen Bereich traditionell skeptisch, bis ich die Erfolge in den Quarterly Reports sehe.

Der Ansatz zukünftig die Wertschöpfungskette in einem absoluten Wachstumsmarkt vom Bau der Hardware bis zum Anbieten der genannten Dienstleistungen abzudecken, ist für sich genommen schon spannend. Doch bislang fehlte in dieser Kette noch ein wesentlicher Teil.

Konkurrenz für SpaceX?

Dass das amerikanische Weltraumunternehmen SpaceX momentan mit seinen wieder verwendbaren Raketen technologisch ganz weit vorne ist, wird nur von wenigen bestritten werden. Das heißt aber nicht, dass es abseits dessen nicht auch Anwendungsbereiche gibt, in denen andere Player Erträge erzielen können. Einen ebensolchen Bereich glaubt OHB Vorstandsvorsitzender Marco Fuchs im Microlauncher-Segment für sein Unternehmen zu sehen. 

Microlauncher sind Kleinraketen, die geringe Nutzlasten zu adäquaten Kosten ins All bringen sollen. Vorteil gegenüber größeren Modellen ist die deutlich größere Flexibilität. Das Pferd, auf das OHB in dieser Hinsicht setzt, ist die Rocket Factory Augsburg (RFA), an dem OHB eine Mehrheitsbeteiligung besitzt. Hier sollen in Zukunft Kleinraketen in Serie gefertigt werden. Der erste Start ist für 2022 geplant.

Erwähnt werden sollte jedoch auch, dass der Markt der Microlauncher sehr umkämpft ist. Allein in Deutschland arbeiten 3 verschiedene Unternehmen an der Umsetzung. Global betrachtet, wird die Liste immer länger, wenngleich auch schon einige die Entwicklung wieder aufgegeben haben. OHB könnte bei Erfolg von RFA jedoch einen entscheidenden Vorteil haben, da sie den Launch Service im Angebot für die Kunden ihrer Satelliten integrieren könnten. Wenn RFA die angekündigten 2.500,- EUR je Kg Nutzlast umsetzen kann, sollte man mehr als konkurrenzfähig sein. Ich blicke jedenfalls mit Spannung auf den ersten Start.

Ich lese in letzter Zeit immer wieder von einem „Race to Space“, das derzeit zwischen den Microlauncher-Startups stattfindet. Meiner Meinung nach sollte es in diesem Zusammenhang nicht um einen Wettlauf gehen. Wichtig ist nicht, als erster an den Start zu gehen. Wichtig ist es, mit dem attraktivsten Preis und dem besten Service auf dem Markt die Kunden zu überzeugen.

Fazit

OHB erbringt für mich erneut den Beweis, dass es viele deutsche Unternehmen in der zweiten und dritten Reihe gibt, die eine lange Historie solider bis hervorragender Ergebnisse haben und zudem noch in sehr spannenden Technologiebereichen unterwegs sind. Der am Capital Market Day verkündete Wachstumskurs wirkt auf mich nicht nur glaubwürdig, sondern eventuell sogar etwas zu konservativ. Die gesamte Raumfahrtbranche entdeckt gerade erst viele neue Geschäftsbereiche für sich und OHB ist hier bestens aufgestellt, um breitflächig davon zu profitieren. Selbst wenn man sich von den prognostizierten Zahlen nicht beeindrucken lässt, so gehe ich dennoch davon aus, dass um die Weltraumbranche in absehbarer Zeit ein ähnlicher Hype entstehen könnte wie im Elektroauto-Sektor. Das könnte OHB eventuell endlich aus der lang andauernden Seitwärtsphase befreien. 

Ich bin bereits in OHB investiert.

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