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Netflix Aktie Quartalszahlen Q2 – 2022
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Netflix Aktie Quartalszahlen Q2 – 2022 

Inhaltsverzeichnis

Nachdem Netflix im letzten Quartal bei den Nutzerzahlen negativ überraschte, beim Free Cash Flow jedoch ablieferte und eine stärkere Monetarisierung der Nutzerinnen und Nutzer ankündigte, war ich doch sehr skeptisch. Ich befürchtete, dass Netflix Pläne in dem immer noch wachsenden Markt, auf dem viele verschiedene Unternehmen um neue Kundinnen und Kunden konkurrieren, nur schwer umsetzbar sein könnten. Ob meine Skepsis berechtigt war, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Schaut dazu auch gerne mein Video:

Erwartungen erfüllt

Die Erwartungen hinsichtlich Umsatzwachstum, Gewinn je Aktie und Nutzerwachstum konnte Netflix zur Zufriedenheit der Investierten erfüllen. Obwohl das Unternehmen beim Umsatz patzte, ging es für die Aktie nachbörslich um 7% nach oben auf 216 Dollar. 

Beim Umsatz wurden 7,97 Milliarden US-Dollar anstatt der von Analystinnen und Analysten erwarteten 8,04 Milliarden erzielt. Ein Plus von 8,55% im Vergleich zum Vorjahresquartal (YoY). Der Gewinn je Aktie wuchs YoY um 8,1% und fiel mit 3,2 US-Dollar deutlich höher als die erwarteten 2,96 Dollar aus. Hinsichtlich der neuen Nutzer des Streaming-Dienstes hatte das Unternehmen selbst minus 2 Millionen für das zweite Quartal in Aussicht gestellt. Am Ende wurden es nur minus 0,97 Millionen, was sicher die schönste Überraschung aus Sicht von Aktionärinnen und Aktionären war. Im von Corona geprägten Vorjahresquartal konnten allerdings noch 1,54 Millionen Nutzer hinzugewonnen werden.

Netflix Aktie Umsatz und Gewinn
Quelle: Netflix Shareholder Letter Q2 - 2022

Beim Gewinn sollten jedoch zwei Sondereffekte beachtet werden. Einerseits wirkten sich negativ auf den Gewinn Sondereffekte in Höhe von 150 Millionen Restrukturierungskosten aus, da Netflix die Kostenstruktur an das angepeilte Wachstum anpassen will. 70 Millionen für Abfindungen fielen hier an sowie eine nicht zahlungswirksame Abschreibung in Höhe von 80 Millionen auf Immobilien Leases. Auf der Positivseite entstand ein nicht zahlungswirksamer Gewinn von 305 Millionen US-Dollar durch eine Neubewertung der in Euro notierenden Schulden. Der Dollar hat bekanntlich deutlich an Wert gewonnen, was entsprechende Auswirkungen auf die Bewertung der Schulden hatte.

Auf die Frage warum das Wachstum nicht höher ausfiel, antwortete CFO Spencer Neumann, dass vor allem die Konkurrenzsituation und Makrofaktoren wie die Inflation und Invasion der Ukraine dabei eine Rolle gespielt hätten. Hinsichtlich einer möglichen Rezession mache man sich aber laut Co-CEO Ted Sarandos wenig Sorgen, da sie davon ausgehen, dass Nutzerinnen und Nutzer den Content in Krisenzeiten sogar mehr zu schätzen wüssten. Neumann betonte hier auch nochmal zurecht, dass die Entertainment-Branche sehr robust auf ökonomische Krisen reagiert hat. Wobei ich mich frage, ob dann nicht mehr Bewusstsein dafür entsteht, dass man eben nicht 5 Streamingdienste auf einmal konsumieren kann und entsprechend aus einigen davon aussteigt.

Die Preiserhöhungen haben laut Neumann tendenziell positive Effekte auf den Umsatz. Es gäbe immer erkennbare Rückgänge bei den Abos, aber man erwarte jetzt wieder steigende Nutzerzahlen, weil die Preiserhöhungen quasi wieder in Vergessenheit geraten.

Guidance für Q3

Licht und Schatten gab es bei der Guidance. Hier geht Netflix von 7,84 Milliarden US-Dollar anstatt der von Analystinnen und Analysten erwarteten 8,1 Milliarden aus und von 2,14 Dollar je Aktie anstatt der erwarteten 2,76 Dollar. Hinsichtlich des Nutzerwachstums geht das Unternehmen dagegen von einem Zuwachs von einer Million aus. 

Wie passen höhere prognostizierte Neukundenzahlen zu schwächer als erwartenden Umsatz und Gewinnzahlen, könnte man sich jetzt fragen. Dafür gibt es meinem Empfinden nach gleich zwei Gründe. Was Netflix selbst als Grund nennt ist die unerwartet starke Entwicklung des US-Dollars. Ca. 60% des Gesamtumsatzes wird mit Accounts erzielt, die nicht US-Dollar zahlen. Wenngleich Netflix kurzfristig optisch von der Entwicklung bei den Euro-Schulden notiert, so scheint es mir langfristig eher wahrscheinlich, dass das Unternehmen negativ davon betroffen sein wird.

Netflix Aktie Umsatz nach Regionen
Quelle: Netflix Shareholder Letter Q2 - 2022

Der andere Punkt ist, dass die Streaming-Abos in den umsatzstärkeren Regionen um über 2 Millionen abgenommen haben und dafür eine Million bei dem umsatzschwachen Markt APAC (Asia-Pacific) hinzugewonnen werden konnten. Letzteres ist also ökonomisch betrachtet weniger qualitatives Wachstum.

Hinsichtlich des Free Cash Flows stellt Netflix eine Milliarde für das laufende Jahr in Aussicht, wobei CFO Spencer Neumann bereits zu erkennen gab, dass es mehr werden könnte, aber man sich mit den aktuellen Währungsrisiken keine andere Prognose zutraut. Für das Jahr 2023 stellte er sogar einen wesentlich höheren FCF in Aussicht, da Ausgaben für neuen Content in das Jahr 2021 und 2022 vorgezogen wurden. Zudem werden die Ausgaben für neuen Content laut Neumann nun auch mehr an das Umsatzwachstum angepasst, obwohl sie in absoluten Zahlen steigen werden. 

Netflix Aktie Content Ausgaben
Quelle: Netflix Shareholder Letter Q2 - 2022

Dabei sollten meinem Empfinden nach aber zwei Aspekte nicht vergessen gehen. Einerseits wäre da die Bewertung. Zum Zeitpunkt, zu dem ich diesen Artikel schreibe, steht die Aktie bei 93 Milliarden Marktkapitalisierung. Nehmen wir noch die Schulden in Höhe von 8,5 Milliarden hinzu, ergibt sich ein EV (Enterprise Value) in Höhe von 101,5 Milliarden und somit ein EV/FCF für das laufende von 100. Selbst wenn es im nächsten Jahr 2 Milliarden sein sollten, rechtfertig das für mich nur schwer die Bewertung, wobei wir auch positiv zur Kenntnis nehmen könnten, dass Netflix überhaupt einen FCF hat. Denn eben das war ja in der Vergangenheit immer der ‘Vorwurf’ an das Unternehmen. Leider stimme ich gelinde gesagt nicht ganz mit der Berechnung des FCF überein.

Netflix selbst gibt den FCF mit 13 Millionen an. Dabei nimmt das Unternehmen den operativen Cash Flow in Höhe von 102,75 Millionen und zieht die Investitionsausgaben in Höhe von 90 Millionen ab. So weit, so in Ordnung. Jedoch halte ich es für Augenwischerei die erheblichen Stock-based compensations, die gerade YoY nochmal um 50% zugelegt haben, nicht abzuziehen. Die Gründe dafür hatte ich sowohl schon mal in einem Video als auch Artikel dargelegt. Zudem würde ich auch die Übernahme von “Next Games” in Höhe von 68,88 Millionen abziehen, denn Netflix kauft hier Assets ein, anstatt sie selbst herzustellen, und erzielt damit entsprechend Erträge. Aus meiner Sicht folglich eine Investitionsausgabe. Unter Anbetracht dieser Umstände ergibt sich ein negativer FCF in Höhe von -206,54 Millionen US-Dollar. Entscheidet aber bitte selbst für euch, wie ihr das handhaben wollt. 

Netflix Aktie Free Cash Flow
Quelle: Netflix Shareholder Letter Q2 - 2022

Da auch weiterhin davon auszugehen ist, dass Übernahmen und Stock-Based-Compensation erfolgen, sehe ich den angekündigten FCF sehr kritisch und werte die Prognose alles andere als bullish. Ich bin mir relativ sicher, dass einige Aktionärinnen und Aktionäre von etwas anderem ausgegangen sind, als im letzten Call ein andauernd positiver FCF für die weiteren Quartale in Aussicht gestellt wurde. 

Abseits der Zahlen - Accounts mit Werbung und Paid Sharing

Wie erwartet kamen Fragen zu dem werbegestütztem Abo-Modell, das günstiger angeboten werden soll. Laut COO Greg Peters erhöhe dieses Modell die Zugänglichkeit von Netflix Streaming-Angebot für eine breitere Kundenschicht und da bin ich komplett bei ihm. Ein solches Modell tut den bestehenden Kunden nicht ‘weh’, die von Werbung verschont bleiben wollen. Werbetoleranten Menschen mit weniger Budget ermöglicht es ebenfalls ein Abo abzuschließen. Als Partner für die Werbeplattform wurde Microsoft gewählt, das dann die entsprechenden Partner auswählt, die Werbung schalten wollen. Sowohl Neumann als auch Peters gehen davon aus, dass die Werbeschaltung pro Unit einen neutralen bis positiven ökonomischen Effekt haben wird, sprich es wird der gleiche oder mehr Ertrag erzielt als mit dem klassischen Modell. Es würde aber sehr lange dauern bis es einen erheblichen Einfluss auf Netflix Zahlen hat. Zuerst will das Unternehmen das Modell in werbetolerante Märkte bringen. Welche das genau sind, wurde nicht gesagt.

Auch zu dem Thema “Paid Sharing”, also der Absicht Accounts zur Kasse zu bitten, die bislang kostenlos bei anderen Accounts mit schauten, gab es ein paar Neuigkeiten. Hierbei sind zwei Varianten momentan als Pilotprojekte in Lateinamerika aktiv. Entweder können Nutzerinnen und Nutzer je neuen Unter-Account bezahlen oder sie bezahlen für einen weiteren Haushalt einen Betrag, der dann jeweils wieder weitere Accounts ‘kostenfrei’ hinzufügen kann. Je nachdem auf welches Modell von Kundenseite besser reagiert wird, könnte dieses bereits nächstes Jahr breitflächig ausgerollt werden.

Fazit

In meinem letzten Artikel zu Netflix hatte ich Bedenken, dass Netflix Bestrebungen seine Nutzer Stärker zu monetarisieren mit denen der Konkurrenten kollidieren könnte, die ihre Nutzerbasis noch ausbauen wollen. Diese Befürchtung sehe ich Stand jetzt weder widerlegt noch bewiesen, da die Entwicklung größtenteils auch erst in der Zukunft stattfinden wird. Das werbegestützte Modell sehe ich aus genannten Gründen positiv, beim Paid Sharing bleibe ich weiterhin skeptisch.

Was mich doch etwas von meiner neutralen Beurteilung aus dem letzten Earnings Call eher wieder in das bearishe Lager wechseln lässt, ist dass Netflix seinen Free Cash Flow offenbar deutlich anders begreift als ich es mir vorgestellt hatte. Für mich ist hier viel Augenwischerei im Spiel. Wir können darüber streiten wie wir die Stock-Based-Compensation bewerten, aber sie ganz aus der Betrachtung zu lassen, halte ich für grundfalsch. 

Mir bleibt auch weiterhin in guter Erinnerung wie sehr das Unternehmen schon bei der Guidance daneben gelegen hat, gerade zuletzt. Daher verlasse ich mich auch nicht auf die Ankündigungen hinsichtlich FCF für die darauffolgenden Jahre. Insgesamt ist mir die Bewertung tatsächlich noch deutlich zu weit von der Realität entfernt, um einen Einstieg zu wagen.

Meine Buchempfehlungen* für die Discounted Cash Flow Analyse
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Für Fortgeschrittene:
Für weit Fortgeschrittene:

Für sehr weit (!) Fortgeschrittene:

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